>> Die Freie Stadt Danzig von Napoleons Gnaden
FP-Brief nach Paris mit rotem Zeilenstempel No. 59 Grande Armee.
Rückseitig K3 Paris 19/1807 in Rot sowie zwei Rechteckstempel F. 19 und F. 20 in schwarz; Laufzeit 18 Tage.
„Danzig, 1. Juni 1807.
Ich hatte Dir, liebe Mutter, mit meinem Brief vom 21. Mai schon mitgeteilt, dass der Gouverneur von Danzig am selben Tag die Kapitulation angekündigt hatte. Unglücklicherweise zog sich die Kapitulation dann aber bis zum 27. Mai hin und endlich sind wir in die Stadt eingezogen. Der Kaiser ist gestern Abend hier eingetroffen, aber offenbar nur, um einen kurzen Blick auf die Stadt zu werfen, das Hauptquartier bleibt noch in Finkenstein. Ich bin ziemlich heruntergekommen und mein Mantel ist im Feld geblieben. Es ist allen Verkäufern von Stoffen, Segeltuch und hundert anderen Artikeln streng verboten zu verkaufen, so dass wir in dieser Stadt, die wir mit so viel Entbehrungen und Gefahren genommen haben, für unser Geld nichts erhalten können. Du warst offenbar tief bewegt zu erfahren, dass ich bei der Schlacht von Eylau während 26 Tagen nicht aus meinen Stiefeln gekommen bin. Bei der Belagerung von Danzig habe ich erst am 29. Mai meine Stiefel ablegen können, die ich am 21. April angezogen habe. Meine Strümpfe sind verschlissen, aber meine Füße sind noch gesund.
Niemand versteht die Passivität, in der die Armee sich befindet. Beinahe alle Abteilungen campieren und man sagt, dass der Kaiser verlautbaren ließ: Baut euch feste Unterkünfte, denn wir werden von hier nur aufbrechen, um nach Paris zurückzukehren.
Die Russen ziehen sich hinter den Pregel zurück, wahrscheinlich um Verstärkung abzuwarten.
….
Adieu, ich umarme Dich sowie meine Schwester und meine Nichte von ganzem Herzen Fourey.
Arge Danzig, Literaturbeitrag 661, 2010, Seite 4.
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Added: 29/12/2009
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