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>> Meine Erlebnisse mit Danziger Briefmarkenhändlern

Ein für meine Verhältnisse riesiges Geschäft tätigte ich bei Frau Mia Keil in der Birkenallee in Langfuhr. Und das kam so. Einer meiner früheren Klassenkameraden fürchtete die ungewisse Zukunft (mit Recht: mein guter Klaus Cornelsen fiel später bei Mogilew), und ich konnteminem Angebot, seine Danzigmarken für 10  zu übernehmen, nicht widerstehen, obwohl dies mein ganzes Lehrlings-bruttogehalt war. Frau Keil, rundherum gut gepolstert, verkaufte inzwischen den WHW-Satz von 1937 für 15, und 10 war ihr Einkaufspreis. Ich nahm also aus der Cornelsenschen Sammlung diese guten Marken und pilgerte zur Mia in der Nähe des Langfuhrer Bahnhofs.

Pustekuchen: Sie erklärte mir, was ein Mischsatz sei, und ich mußte mit 8 5 vorlieb nehmen. Mit einigen Brotmarken und 2995 9 vom Erlös kaufte ich bei Schwerzel in der Hertastraße einen Berg Kuchen, und zu der Freßorgie konnte ich noch nicht einmal Klaus Cornelsen einladen, weil der inzwischen Mittelohrentzündung hatte, was ihm sehr peinlich war, denn. die Musterungskommission stellte ihn als Ersatzreserve IIc zurück, was praktisch einer vollkommenen Null gleichkam.

Erst lange nach dem Krieg lernte ich Aloys Seifert kennen, als er im südlichen Odenwald wohnte. Ich war mindestens ein Dutzend Mal bei ihm, häufig von Wiesloch südlich Heidelberg per Fahrrad mit einem meiner zahlreichen Neffen. Das war eine schöne Tagestour von etwa 80 Kilometern; wir meldeten uns, meist gegen 13 Uhr ankommend, zunächst bei Seiferts Schwester an, gingen dann ins Gasthaus essen und kamen mit einer Flasche Wein zurück. Zum Abschluß der Geschäfte (einer der Neffen sammelte inzwischen Österreich) spendierte Seiferts Schwester, die ihm den Haushalt versorgte, regelmäßig Kaffee und Kuchen.

In Danzig war ich, wie gesagt, nie bei Seifert. Sein Geschäft befand sich ursprünglich in der YIejschergasse, später am Dominikswall. In der Wohnung lebte man zu dritt - Frau Seifert hatte einen Hausfreund, der dort polizeilich gemeldet war. Aloys Seifert mußte gegen Kriegsende trotz seines Alters noch zum Volkssturm und machte auf dem Turm der Marienkirche Flakdienst. Er war bis 1949 in russiseher Gefangenschaft.

Der gute Aloys! Von ihm habe ,ich wesentliches erfahren können. Leider ließ sein Gedächtnis immer mehr nach. Alä mich seine Schwester nachseinem Tode bat, mal nach dem Rechten zu sehen, brauchte ich einen ganzen Tag, um ihm nicht gehörendes Material zu sichten und fortzuschicken.

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Arge Danzig, Rundschreiben 100, Sonderbeitrag Nr. 2, November 1978, Seite 3.


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Added: 15/12/2015
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